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Erfolg durch Studium – Warum es Bildungsaufsteiger oft schwerer haben

Christina B. aus dem Allgäu hat es geschafft: Sie hat einen Studienplatz an der LMU in München bekommen und beginnt in Kürze mit Ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre. So glücklich sie darüber ist: Den Weg dorthin empfand sie als steinig. Denn Christina B. ist eine so genannte Bildungsaufsteigerin, d. h. ist die erste Abiturientin in ihrer Familie, und sie wird die erste sein, die ein Studium aufnimmt.

Orientierungsberater Andreas Peez aus München beobachtet in seiner täglichen Beratungspraxis, dass Deutschland noch ziemlich weit davon entfernt ist, allen Schülern gleiche Bildungschancen zu ermöglichen, wie immer wieder von der Politik als Ziel vorgegeben wird. Und Untersuchungen bestätigen diese gefühlte Ungleichheit: So nehmen 74% der Kinder von Akademikereltern ein Studium auf, bei Nichtakademikern sind es nur 21% – ein gewaltiger Unterschied! Studierende auf Nichtakademiker-Haushalten müssen ihr Studium häufiger durch Nebenjobs mitfinanzieren, und wenn sie ihr Studium abbrechen, dann liegt es bei fast drei Viertel von ihnen an finanziellen Gründen.

Andreas Peez stellt auch fest: Wer sich an ihn für eine Studienberatung wendet, kommt häufig aus einem bildungsnahen Haushalt. Und der Grund, warum Kinder von Nichtakademikern seltener eine professionelle Berufsorientierung gesponsert bekommen, ist weniger finanzieller Natur. Sondern es fehlt häufig das Bewusstsein, dass die Berufswahl eine sehr schwierige Sache und Unterstützung dabei wirklich hilfreich ist. Akademikereltern hingegen stellen Sinn und Nutzen einer Studienberatung dagegen oft überhaupt nicht in Frage und motivieren ihre Kinder sogar aktiv dazu – so werden diejenigen besser unterstützt, für die der Übergang ins Studium verglichen mit Bildungsaufsteigern ohnehin erleichtert sein wird.

Christina B. hatte am Ende so gesehen Glück. Nach einem sehr guten Abitur wusste sie überhaupt nicht wohin mit ihren Talenten und Interessenten. Die Uni? Weit weg, in der großen Stadt und irgendwie beängstigend, weil sie sich den Alltag dort so gar nicht vorstellen konnte. Ihre Eltern? Stolz auf ihre schlaue Tochter, aber ratlos. Wichtig war ihnen nur, dass sie nicht daheim „herumhängen“ sollte, so begann Christina gleich nach den Sommerferien eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in der nahen Kreisstadt. Nach einem halben Jahr brach Christina die Ausbildung ab: „Alle waren nett zu mir, aber ich spürte jeden Tag, dass ich im völlig falschen Film war. Ich war todunglücklich!“

Nun kam die Familie in Bewegung, und über einen Onkel wurde eine professionelle Studienberatung für Christina organisiert. Aus drei Optionen hat sie sich am Ende für VWL entschieden und weiß dank der Berufsorientierung ziemlich genau, worauf sie sich einlässt. Ein bisschen Bammel hat sie immer noch angesichts des neuen Lebensabschnitts. „Ich denke, ich werde es anfangs weiterhin schwieriger haben als andere, die aus der Stadt kommen und deren Eltern auch studiert haben. Aber ich bin jetzt selbstbewusster und zuversichtlich, dass ich es schaffen werde. Und bei Schwierigkeiten werde ich mich einfach wieder beraten lassen.“

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